Bewertungen im Internet
– oder weltfremde Betrachtungen
Aus meiner beruflichen Sicht bin ich schon etwas geprägt,
was das Verhalten und die Aussagen von Menschen angeht. Oft regen sich Menschen
emotional auf und schaukeln sich ins Unermessliche hoch. Wenn ich dann frage, „Wo
ist denn nun Dein eigentliches Problem?“, heißt es, „Du verstehst mich nicht.
Die gesamte Situation ist doch unmöglich!“. Ja, ist sie – aber nur für
denjenigen, der sich in diesen emotionalen Abgrund fallen lässt und sich in „seiner
Qual“ suhlt.
Das spiegelt sich bei vielen Leuten in
Internetbewertungen wieder. Ich lese nicht nur die Bewertungspunkte (-sterne
oder, wie es sonst benannt werden), sondern auch die schriftlich zusammen
gefassten ‚Argumente‘.
Vor zwei Tagen ist mir eine unterirdisch schlechte Bewertung
im Netz aufgefallen, die mich länger als drei Minuten beschäftigt hat, und zu
der ich einfach mal mein Statement abgeben möchte.
Die nachfolgende Sätze geben meine persönliche Wahrnehmung
der o.g. Bewertung wieder:
Also ganz von vorn: Die Bewerterin hat ein Möbelhaus mit nur
einem Stern bewertet und der erste Satz ist „Also
über die Möbel kann ich nichts schlechtes berichten“ – soweit so gut (für
das Möbelhaus), aber warum dann nur einen Stern? Was ist denn dort schief gelaufen?
Meine Gedanken gingen an die klassischen Bewertungskriterien: den Service, die
Lieferzeiten oder evtl. die Reklamationsabwicklung – alles falsch!
Die
Begründung für die schlechte Bewertung lief auf das Verhalten der
Geschäftsleitung hinaus, die zu einem zwischenmenschlichen Gefecht zweier
Kundinnen und derer Kinder gerufen wurde.
Was ist denn nun geschehen: Die Dame beschreibt den Besuch
im Möbelhaus (!) so, dass sie dort war, weil es über einen super
Indoorspielplatz für Kinder verfügt.
Ich verstehe, dass man/frau gerne an allen
Ecken und Enden spart oder zusieht, (ver)günstigt durchs Leben zu streifen,
aber dieser Besuch der Bewerterin gibt Ihr nach meiner Ansicht nicht das Recht,
so eine unterirdische Bewertung als "Kundin" abzugeben. „Kundin“ eines Möbelhauses war
sie im klassischen Sinne in diesem Moment in meinen Augen nicht, wenn es nur
darum ging, eine kinderfreundliche (und für sie einfache) Beschäftigungsmöglichkeit
für ihr Kind zu organisieren.
Der angebotene Service und die Nutzung von
Kinderspielmöglichkeiten in Möbelhäusern wird dererseits sehr großzügig angeboten
und ist ein Mehrwert, damit es den lieben Kleinen zwischendurch nicht zu
langweilig wird, und die Eltern in Ruhe die Ausstellungen besuchen, sich
inspirieren lassen und im günstigsten Fall zur Kaufentscheidung kommen (davon
leben diese Häuser und können so tolle Attraktionen zur Verfügung stellen).
Diese Möglichkeit nehmen natürlich auch andere Eltern wahr,
und die kleinen Lieblinge werden der Realität des Lebens ausgesetzt – sie treffen
auf andere Kinder und das Sozialverhalten der Prinzen und Prinzessinnen wird
(ungewollt) erprobt.
Wie im täglichen Leben, werden sie Situationen ausgesetzt,
in denen man nicht immer einer Meinung ist, es zu Konfrontationen kommt und
wenn kind nicht weiter kommt… kann es auch mal laut werden oder körperlich zur
Sache gehen.
In diesem Fall hat das eine Mädchen das andere geschubst,
daraufhin ging deren Mutter dazwischen und ist das ‚angreifende‘ Mädchen
körperlich angegangen (dieses wird nicht näher definiert). Es passierte, was passieren
musste: Die Damen verloren sich in einem massiven Wortgefecht, über die
Information wurde der Marktleiter hinzu gerufen, der die Situation deeskalieren
lassen sollte.
Ganz ehrlich meine Damen: an dieser Stelle dachte ich mir
beim Lesen ‚Was ist denn in deren Jugend falsch gelaufen?‘ Kinder und Jugendliche
sind oft etwas ungestüm und die wichtigste Schulung im Leben ist das
Miteinander mit anderen. Das beinhaltet auch, dass Kinder lernen, mit anderen
Kindern umzugehen und auch kritische Situationen selbst zu meistern – learning by
doing! Als Eltern darf man erstmal nur stiller Beobachter sein und im Notfall
eingreifen – selbstverständlich nur verbal und nicht tätig – ich denke, ein
wenig Kinderstube darf von jedem Menschen erwartet werden - auch von den Eltern. Meine
Erwartungshaltung geht sogar soweit, daß ich von Müttern erwarte, diese 'gute Kinderstube' pflichtbewusst an den eigenen Nachwuchs weiter zu geben und es gesellschaftlich
vor zu leben.
Die Geschichte ging noch weiter: Der hinzu gerufene
Schlichter tat sein Bestes und aus meiner Sicht das Richtige: Er sprach
beruhigend auf beide Damen ein und die eine Dame gab zu, überreagiert zu haben.
Im eigenen Interesse des Möbelhauses wurde darauf hingewiesen, dass man
zukünftig ein sozial-vertretbares Verhalten von den Damen erwarte und ansonsten auf
weitere Besuche verzichten würde.
Und damit sind wir wieder bei meinem ersten Absatz: Die ‚Erwartungen‘
der Bewerterin waren in keinster Weise erfüllt – Wie kann es sein, dass die andere Dame weiterhin
das Möbelhaus und den Indoorspielplatz mit Ihrer Tochter besuchen darf und kein
Hausverbot bekommen hat?
Sie sieht sich mit ihrer Wahrnehmung dermaßen im Recht,
pushte sich wahrscheinlich auf dem Heimweg immer weiter hoch und sah sich
veranlasst, dieses Unrecht mit der Welt einer Bewertung öffentlich zu machen.
Dass sie
sich mit ihrem Verhalten und Wortgefecht auf ein sehr niedriges Niveau gestellt
hat, ist ihr nicht bewusst… auf jeden Fall hat sie einen Buhmann für alles gefunden
– den Marktleiter, der sich nach bestem Wissen und Gewissen für den Markt, Verkauf,
Einkauf, Reklamationen… und das Wohlergehen seiner „Kunden/Kundinnen“ einsetzt
und stark macht.
Bei mir ist die Kindheit sicherlich schon ein paar Tage her
und bei uns war der Spielplatz noch 'draußen' – bei jedem Wetter. Mama und Papa
waren nie dabei – das wollten wir auch gar nicht. Wir mussten uns mit den
Kindern aus der Nachbarschaft verstehen, wenn wir Spielkameraden haben wollten.
Die Älteren haben sich für die Kleineren stark gemacht und ihnen viel
beigebracht. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich auf einer Mauer saß
und mir ein damals 12Jähriger beigebracht hat, wie ich die Schleife an meinem
Schuh binden muss.
Wir hatten natürliche Feinde, wie Bordsteinkanten,
schrabbende Bäume/Büsche und kratzende Äste. Schrammen und aufgeschlagene Knie
gab es von 2 bis 11 Jahren, dann wurde es langsam besser.
Hämatome hatten wir
auch nicht – nur blaue Flecken…
Und wenn wir es mal zu arg getrieben hatten, mussten wir auch
mal eine Woche die Gosse vom Nachbarn täglich fegen oder uns hochoffiziell
entschuldigen gehen.
Früher war sicherlich nicht alles besser, aber es zeigt
wieder mal auf, wie viel (Kinderstube) auf der Strecke bleibt und nicht an die
nachfolgenden Generationen weiter gegeben wird.
Solche Bewertungen sind in meinen Augen nicht
gerechtfertigt, werden aber täglich ins Netz gestellt! Ich würde mir wünschen,
dass die Menschen, bevor sie sich schriftlich im Netz mit Bewertungen verewigen,
besinnen und sich auf das Wesentliche konzentrieren – gerade bei negativen
Statements:
- Welches Produkt / welche Dienstleistung wird angeboten (was beinhaltete das Angebot)?
- Ist das Problem durch das Produkt/den Dienstleister aufgetreten oder hat man bewußt oder unbewußt zu diesem beigetragen
- Eine, zumindest halbwegs, objektive Darstellung des Problems
- Sachliche Argumente und ggf. auch Lösungsansätze
- Kritik an Personen – dazu kann ich nur sagen „Wie es in den Wald hinein ruft, so schallt es zurück“ – überprüfen Sie erstmal Ihr eigenes Verhalten/Einstellung zu der Situation. Haben Sie ihr Gegenüber so freundlich angesprochen, wie Sie es von anderen erwarten, um selber angesprochen zu werden?
- Was haben Sie dazu beigetragen, um die Problematik zu entschärfen?
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass es sich bei der
Darstellung der Situation um meine ganz persönliche – subjektive – Wahrnehmung handelt!
Übrigens – in der Bewertung wird nicht erwähnt, dass man/frau/kind das Möbelhaus nie wieder betreten würde … dafür ist wahrscheinlich
die Nutzung des Indoorspielplatzes zu wertvoll *zwinker*
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